Junge Boxerin setzt auf Fäuste und Köpfchen
Jungs sind bei ihr vorsichtig. «Die haben richtig viel Respekt vor mir», sagt Sabrina Neumann. Kommt bei einem Flirt das Gespräch auf ihr Hobby, ist das oft ein K.o.-Kriterium. Denn die 17-Jährige boxt. «Das mögen die Jungs irgendwie nicht. Bei mir ist aber eigentlich auch gar kein Platz für einen Freund», sagt sie.
Somit ist sie solo aus Leidenschaft. An sportlichen Erfolgen mangelt es dafür nicht. Jüngst ist die Alsdorferin in ihrer Alters- und Gewichtsklasse Zweite bei der Deutschen Meisterschaft der Frauen im Amateurboxen geworden.
(Von Stefan Schaum, entnommen aus AN , 17.08.2010)
Traum von Handschuhen
Von Boxhandschuhen hat sie schon als ganz junges Mädchen geträumt. «Mit meinem Bruder habe ich immer die Kämpfe der Klitschkos im Fernsehen geguckt. Anschließend haben wir uns dann schon mal gegenseitig ein bisschen verdroschen.»
Dass sie mal im Alsdorfer Box-Club landen würde, hat sie damals nicht gedacht. Zumal ihre Eltern diesem Wunsch lange Zeit skeptisch gegenüberstanden. «Die hatten wohl Angst um mich.»
Unbegründet, wie sie sagt. Zwar hat sie im Training und bei Kämpfen seit ihrem Start im Juni 2008 auch mal ein Veilchen kassiert, doch größere Blessuren blieben aus. «Beim Boxen geht es eben nicht einfach ums Schlagen», sagt sie und benennt damit gleich ihre Motivation, «da sind Köpfchen gefragt und eine gute Deckung».
Und weil es nicht genügt, womöglich ein Naturtalent zu sein, investiert sie viel Fleiß und Schweiß. Dreimal pro Woche Training im Verein, dazu Ausdauersport, Jogging und Krafttraining. «Abends will ich dann nur noch duschen und ab ins Bett.»
Wie lange sie für solch ein Pensum noch Zeit hat, ist fraglich. Derzeit besucht die Gesamtschülerin die zwölfte Jahrgangsstufe, bald wartet das Abitur. «Es wird schwierig sein, das Lernen und das Boxen zu koordinieren.» Doch nach dem Abitur will sie sich ein Jahr lang voll ins Training hängen, bevor sie eventuell Sportwissenschaften studieren möchte. Klingt nach viel Ehrgeiz. «Ich will sportlich auf jeden Fall noch was reißen», sagt sie.
Dass sie im Alsdorfer Club die einzige Frau ist, stört sie nicht. Im Gegenteil. «Das härtet ab, mit Männern zu trainieren. Die halten sich nicht zurück, weil ich eine Frau bin.» Das würde sie auch nicht wollen. «Ich habe keine Angst vor Schmerzen. Nur davor, zu verlieren!»