Sportprofil-bewegte Schule


Sport-Profilklassen gehen bald an den Start

bewegte SchuleSo viele staunende Gesichter bekommen selbst engagierte Lehrer selten zu Gesicht. «Uerdingen, Gladbach, Kaiserslautern und Bayern München», antwortet Marcel Witeczek den Schülerinnen und Schülern, als sie den Ex-Fußballer nach seinen Profistationen fragen.
Doch nur zum Reden ist Witeczek heute nicht an die Gustav-Heinemann-Gesamtschule gekommen – gemeinsam mit seinem ehemaligen Mitspieler, dem langjährigen Borussen Michael Klinkert, will er stattdessen rund 40 Schülerinnen und Schüler bei einer Trainingseinheit so richtig ins Schwitzen bringen.

gross bewegte SchuleDoch warum kommen die beiden Ex-Fohlen überhaupt nach Alsdorf? Hintergrund des Besuchs ist das Projekt «Bewegte Schule», mit dem die Gesamtschule für eine bessere Sportförderung sorgen will. Thorsten Lejeune und Christian van de Löcht von der AOK erklären: «Mit diesem Projekt hat sich die Schule bei der Initiative «Fit durch die Schule» beworben, die wir gemeinsam mit dem NRW-Schulministerium ins Leben gerufen haben. Eine Jury hat der Gesamtschule nun einen Förderpreis zugesprochen, zu dem neben dem Training mit den beiden ehemaligen Bundesligaprofis auch noch ein Preisgeld von 2000 Euro gehört.»

Hinter «Bewegte Schule» verbirgt sich ein Konzept, das bereits in diesem Jahr angelaufen ist, aber ab dem kommenden Schuljahr noch intensiviert werden soll. Die Gustav-Heinemann-Gesamtschule kooperiert mit der Leichtathletikabteilung von Germania Dürwiß und der Aachener «Soccer Academy», der Fußballschule von Alemannia Aachen.

Den Schülerinnen und Schülern können so eine Leichtathletik und eine Fußball-AG mit fachkundiger und intensiver Betreuung angeboten werden, ab dem kommenden Jahr wird zudem eine «Profilklasse Sport» eingeführt. «Die Profilklasse», erklärt Sportkoordinator Willi Braunleder, «hat dann sieben Stunden Sport pro Woche, die Schüler haben nicht nur mehr normalen Sportunterricht, sondern auch verpflichtend noch eine der beiden AGs.»

Ob neu eingeschulte Kinder dabei in die Profilklasse kommen oder nicht, entscheidet die Schule allerdings nicht eigenmächtig, sondern kann bei der Anmeldung von Eltern und Kindern gemeinsam entschieden werden. Im Konzept, Vereinstrainer mit in den Sportunterricht zu nehmen, sieht auch Achim Rodtheut, Leiter der Soccer Academy, klare Vorteile: «Mich kennen die Schüler nicht aus dem normalen Unterricht, ich kann ganz anders mit ihnen umgehen und wenn es sein muss auch mal laut werden.

Außerdem zieht natürlich allein der Name «Alemannia» – wenn ich die Schüler mit Autogrammen der Profis beim Training begrüße, ist das eine andere Motivation.» Dies sieht auch Willi Braunleder – und will die Kooperation noch weiter ausbauen. «Wir würden gerne noch eine Taekwondo-AG einrichten, aber natürlich muss das auch bezahlt werden, die Vereine haben ja auch ihre Auslagen.» Dieses Geld ist allerdings nach Braunleders Ansicht gut angelegt: «Sport fördert nicht nur die Gesundheit, sondern kann auch Selbstvertrauen geben und soziale Kompetenzen stärken. Daher ist es wichtig, die Schüler dafür zu begeistern.»

Bei den drei Schulmannschaften, die heute mit den Profis Witeczek und Klinkert trainieren dürfen, ist dies allerdings nicht mehr nötig. Mit vollem Engagement sind die 40 Schülerinnen und Schüler dabei und befolgen die Anweisungen ihrer prominenten Trainer. Und bei allem, was die Profis fordern, darf natürlich auch gelacht werden – etwa als die Frage nach den Trainern kommt, die die Profis selbst erlebt haben. «Ribbeck, Rehhagel, Beckenbauer und Trappatoni», erzählt Witeczek, und sein Kollege antwortet: «Das wird mir jetzt zu lang – ich hatte ja schon beim ersten Jahr auf Schalke vier!»

Entnommen aus: AN vom 18.02.2010 (Von Lars Odenkirchen)