Theatergruppe an der Alsdorfer Gesamtschule
„Eine Brücke bauen zwischen Bolivien und Deutschland“ – Unter diesem Motto ist die bolivianische Theatergruppe „Voces en Pie“ des Kinder- und Jugendzentrums Chasqui auf Tournee und machte am vergangenen Dienstag auch an der Gustav- Heinemann- Gesamtschule in Alsdorf Station.
„Vivier bien – Das gute Leben“ heißt das Stück, mit dem sieben junge Erwachsene aus Bolivien das gebannte Publikum an ihrer Lebensrealität teilhaben ließen. Mit eindrucksvoller Mimik und Gestik verstanden es die 20- 28- jährigen Schauspieler aus El Alto, die Schüler aus der 7. bis 9. Klasse in ihren Bann zu ziehen. „Gutes Leben – Was bedeutet das in einer Stadt, die 20 Mal so viele Einwohner hat wie Alsdorf und auf 4000 Metern Höhe in den Anden liegt“, gab auch der Abteilungsleiter Herr Mohr zu bedenken, der die bolivianischen Gäste herzlich begrüßte.
Fast ganz ohne Worte verstand es das Ensemble ausdrucksstark und durch szenische Bilder auf den Gegensatz zwischen Tradition und Moderne und das Leben mit der Natur aufmerksam zu machen. Der Einstieg mit traditionell gekleideten Panflötenspielern und Trommlern stand dem Konsum gegenüber, der die Menschen an die Kette nimmt und der Gesellschaft, die Mädchen und Jungen in Geschlechterrollen drängt, aus denen sie sich befreien müssen. Mitten im Urwald zwischen bunten Vögeln und grünen Bäumen taucht plötzlich ein Bauarbeiter mit Laptop auf, der das Land vermisst. Der Umzug vom Land in die Stadt und mit dem Konsum die wachsende Wegwerfgesellschaft und Müllberge, die zurückgelassen werden. Verzweifelte Eltern, die ihre Kinder suchen lenken auf das Thema Menschenhandel und auch die Probleme des Drogen- und Organhandels sowie der Zwangsprostitution wurden eindrucksvoll vermittelt. Als Indikator für die hoch emotionale Inszenierung standen fünf Schulklassen, die über eine Stunde lang fasziniert zur Bühne schauten.
Die Theatergruppe hat sich 2012 aus Jugendlichen des Kinder- und Jugendzentrums Chasqui formiert, das Workshops zu den Themen Kinder- und Jugendrechte, gewaltfreie Konfliktbearbeitung, Umweltschutz und Gesundheit anbietet. Eine Begegnung mit jungen Erwachsenen aus Deutschland, die dort ihr freiwilliges soziales Jahr absolvierten und die bei der Veranstaltung auch als einfühlsame Dollmetscher dabei waren, bildete den Rahmen der Theatertournee.
Im Anschluss an das Stück bot sich den Schülern in verschiedenen Workshops mit den Gästen die Gelegenheit zum Austausch, der interessiert wahrgenommen wurde. „Das Leben in Harmonie mit der Umwelt hat einen großen Wert für uns, doch was bedeutet „Gutes Leben“ für euch?“, interessierten sich die Gäste für die Schülermeinungen. „Bei vielen Menschen hier steht die materielle Erfüllung über Werten und Tradition, doch das macht die Menschen nicht glücklich“, gab Michelle aus der 8. Klasse zu bedenken. Im Rahmen eines Workshops traten die Schüler spielerisch mit der Natur in den Dialog und nach anfänglicher Unsicherheit mit dem ungewohnten Gesprächspartner wurden Anliegen formuliert, die unter die Haut gingen: „Danke liebe Blume, dass du Farbe in mein Leben bringst“ sagte Alexander aus der 8a und seine Klassenkammeradin Irem bedankte sich bei dem Schatten auf ihrer Bilderkarte dafür, dass sie durch ihn nie alleine durch die Welt gehen muss. „Uns hat das Theaterstück und das Gespräch mit den Gästen sehr gut gefallen, wir hatten Gänsehaut“ waren sich die Schüler einig.
Das Theaterprojekt wird durch den Zivilen Friedensdienst, das Förderprogramm Engagement Global, Brot für die Welt, den Evangelischen Entwicklungsdienst, die Stadt Aachen, Terre des hommes und den Katholischen Fonds gefördert. Ein großes Dankeschön seitens des Schulleiters Herrn May ging an die Lehrerin Frau Parschmann, die seit Jahren mit dem Agenda Café und fair gehandelten Produkten sowie Organisation von Besuchen die Arbeit im Bereich „Nachhaltige Entwicklung“ betreut und auch diese Veranstaltung organisierte.