„Theater am Klött“ überzeugte das Premierenpublikum mit gelungener Inszenierung
Unter dem Titel „Dog eat Dog – Raus aus Alsdorf“entführte die Theatergruppe der Gustav- Heinemann- Gesamtschule das gebannte Premierenpublikum auf eine Reise zu den Sehnsüchten und Träumen einer Jugend ohne Zukunft.
Bei einem bewusst minimalistisch gehaltenen Bühnenbild verstanden es die Protagonisten durch starke Dialoge und authentische Charakterdarstellungen beim Zuschauer die nötige Empathie zu wecken. In Anlehnung an das Original „Dog eat Dog – Raus aus Baumheide“ von Nuran Calis, geht es in dem neuen Stück der Theatergruppe nicht darum, einen Ort zu verlassen, sondern vielmehr aus seiner Lebenssituation auszubrechen, um bei sich selbst anzukommen. Dabei stellen sich jeder einzelnen Figur des Stückes unterschiedliche Hindernisse in den Weg.
Schauplatz der Geschichte ist die Perspektivlosigkeit im Hier und Jetzt der Vorstadt. Serkan und Tom bewachen den Eingang zu einer Hiphop-Diskothek – Einlass in eine Welt, in der jeder eine bestimmte Rolle einnimmt. Stammgast ist der Kleinkriminelle Viktor, überzeugend dargestellt von Pierre Schlimmer. In ständiger Begleitung des in sich ruhenden „Gangsterbosses himself“ befinden sich die heimliche Prinzessin der Vorstadt Ziska, einfühlsam gespielt von Natalie Simons und die etwas naive Lily, die sich Ziska zum großen Vorbild erkoren hat und nur von ihrer Seite weicht, um sich der Sehnsucht nach der großen Liebe anzunähern.
Melissa Borowiak glänzt in einer Doppelrolle als naive Lily und als Pola, die sich mit der Desdemona in Shakespeares Othello identifiziert und von dem Einstieg in einen Bus Richtung Süden träumt. „Dorthin, wo die Steinplatten von der Sonne erwärmt sind und man 80 Kilometer weit gucken kann“. Eindrucksvoll gelingt es der Schülerin, die beiden konträren Charaktere individuell zu beleben. Der ewige Verlierer Marco träumt von rasanten Autos und der dicken Kohle. Er begehrt Ziska und ist mit Serkan und Tom befreundet, bleibt jedoch immer „der Kleine“. Ausdrucksstark lässt Maik Schmidt den Zuschauer an dieser Verzweiflung teilhaben.
„Keiner nimmt dich so, wie du bist“, sagt Serkan zu Tom, als diesem ein Vorstellungsgespräch bevorsteht. Doch wer ist Tom denn wirklich? Innere Zerrissenheit prägen den Charakter, der dem Publikum durch eine gelungene Darstellung von Sebastian Tomalla näher gebracht wird. Serkan hingegen, der sich für seinen hilflosen Vater verantwortlich fühlt, scheint sich mit seiner Rolle arrangiert zu haben. Dann lernt er jedoch Pola kennen und fasst den Entschluss auszubrechen, mit allen Konsequenzen. Eindrucksvoll und einfühlsam lässt Janosch Steinbusch als Serkan den Zuschauer an diesem Versuch teilhaben, der jedoch zum Scheitern verurteilt bleibt.
Das Ensemble des „Theater am Klött“ setzt sich aus Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 11 bis 13 zusammen und besteht mit wechselnden Teilnehmern seit 2006. Im Januar 2007 feierte das Ensemble unter der Leitung des Lehrers und Theaterpädagogen Lamby Georgopoulos seinen gelungenen Einstand mit der Inszenierung von „Andorra“. „Nach dem Klassiker aus dem vergangenen Jahr entstand in der Gruppe das Interesse daran, aktuellen Stoff umzusetzen. An dem Stück von Nuran Calis faszinierten besonders die Sehnsüchte und Hoffnungen der Figuren und deren Versuch, dem inneren Ghetto zu entfliehen“, erklärte Lamby Georgopoulos, der sich mit der Leistung der Schauspieler am Premierenabend hoch zufrieden zeigte.
Die ersten Vorbereitungen zum Stück fanden bereits im vergangenen Schuljahr statt. Über die Sommerferien arbeiteten die Schülerinnen und Schüler an der Ausgestaltung ihrer Rollenbiografien. Bei insgesamt etwa 100 Probenstunden zeigten die Mitglieder der Theatergruppe auch erhöhte Einsatzbereitschaft an den Wochenenden, die sich mit der gelungenen Vorstellung bezahlt machten. Für einen gelungenen technischen Ablauf der Veranstaltung sorgte Sascha Schmidt, der für Licht und Ton verantwortlich zeichnete und die zuvor von Friedhelm Schlimmer erstellten Videoschnitte gekonnt in das Bühnengeschehen mit einband. Sandra Sellinghoff sorgte mit dezenter Maske für eine authentische Optik der Charaktere.